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  • Aleks Lessmann 12:52 am 25. October 2010 permalink | Antwort  

    Erlaubt mir, mit der Außensicht in den Diskurs einzugreifen. Dazu ein bisschen persönliche Geschichte, damit ihr wisst, woher ich diese Außensicht herleite:
    Ich bin in Deutschland geboren, lebte aber zwischen meinem 3. und meinem 18. Lebensjahr in Spanien. Dort machte ich in einer Deutschen Auslandsschule als Quereinsteiger mein Abitur. Ich besitze zwei Staatsangehörigkeiten: Die Deutsche und die Spanische.

    Nun zur Debatte: Tatsächlich meinen die Sprücheklopfer der Etablierten mit ihrer “Integrationsdiskussion” eher Assimilation denn Integration. Alles, was sich nicht über einem Kamm scheren lässt ist doch Konservativen immer ein Dorn im Auge. Zusätzlich dazu sind sie gerade dabei, die niederen Instinkte der Bevölkerung zu befeuern, um am Rechten Rand zu fischen und die Leute vom Denken abzuhalten.

    Andereseits sehe ich es als selbstverständlich, dass ich die Sprache meines Gastlandes soweit wie möglich beherrsche. Das ist ein Gebot der Freundlichkeit und des Respektes gegenüber meinen Gastgebern. Das heisst aber nicht, dass Immigranten sofort jedes Fitzelchen ihrer Kultur abstreifen sollten, um es gegen ein wie auch immer geartetes Deutschtum (soll ich hier von “Leitkultur” reden?) zu tauschen.

    Wenn ich in München in der Bahn sitze, höre ich bayerisch, hochdeutsch, türkisch, spanisch, katalanisch, ungarisch, italienisch… Und freue mich jedes Mal, dass wir die Chance haben, so viele unterschiedliche Eindrücke zu sammeln, so viel Neues zu erleben. Denn Vielfalt ist der Motor des (immateriellen wie materiellen) Fortschritts. Monokulturen überlasse ich Kleingeistern.

    Das Gefasel der Etablierten rund um die “Parallelgesellschaft” soll nur Angst schüren vor Andersartigkeit. Wie kleingeistig, wie langweilig. Ich freue mich immer wieder, wenn ich bei Freunden zu Besuch bin, und die ihre Kultur mit mir teilen. Ich lerne etwas dazu, ich bekomme etwas Neues mit und werde dadurch eine Erfahrung reicher.

    Der Antrieb, die Sprache zu lernen ist durchaus vorhanden. Allerdings ist es in bestimmten Kulturkreisen (und hier spreche ich von besonders patriarchalisch geprägten Türken – u.U. gibt es andere) zu oft der Fall, dass die Frau im Haus verbleiben muss, keinen Kontakt mit der deutschen Außenwelt haben und beileibe kein Deutsch lernen darf.

    Das hat mehr mit der patriarchalischen Einstellung dieser Menschen zu tun als dass es damit zu tun haben würde, Türke zu sein. Nur, da Türken eine Mehrheit unter den Einwanderer ausmachen, fällt es uns wohl besonders auf. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Einstellungen auch bei Italiener, Spanier oder … keine Ahnung … Polen vorhanden sind.

    Das Problem hier ist nicht die Herkunft der Menschen, sondern deren patriarchalische und ultrakonservative Einstellung. Doch davon wollen unsere Ultras natürlich nichts wissen. Wär ja noch schöner, wenn die Bürger auf den Gedanken kämen, dass Konservativismus Teil des Problems ist.

    Nicht wahr, Herr Seehofer?

    [UPDATE]: Und währenddessen deportiert die deutsche Regierung munter Roma ins unsichere Kosovo. JA WO LEBE ICH DENN?

     
  • Aleks Lessmann 10:28 am 15. October 2010 permalink | Antwort  

    Mir ist in Bezug auf die nächsten Wochenenden aufgefallen, wie schnell man körperlich und geistig in einer kleinen Partei wie unserer abbrennen kann. An diesem Wochenende werde ich zum Bezirksparteitag der Unterfranken fahren – danach zum Landesparteitag der Hessen, um am Sonntag Abend zur Party eines der Projekte zurückzufahren, die mir am Herzen liegen.

    Nächstes Wochenende finden die zwei Termine der CoPirates statt, die ich auf jeden Fall mitnehmen werde. Gleichzeitig findet der Landesparteitag in NRW statt, wo ich unbedingt hätte gehen wollen. Und zusätzlich dazu am Samstag noch weitere zwei Termine. Ich habe mich dabei ertappt, zu überlegen, was ich doch mit dem “Freien” Sonntag tun sollte.

    Zusätzlich zu den Terminen, bei den ich körperlich präsent bin gibt es unzählige Telefon Konferenzen, Texte, an denen ich mitschreiben sollte und Texte, die ich lesen sollte. Und Projekte, die in verschiedenen Stadien sind, die ich näher oder fernen verfolge.

    Nun will ich nicht jammern. Die ganze Arbeit ist ein Ehrenamt, das ich auch von mir weisen könnte. Ich habe ihn aber angenommen und gerne angenommen.

    Ich erkenne trotzdem die Mechanismen, die schnell dazu führen könnten, dass ich mich übernähme, die Übersicht verlöre und letztendlich frustriert hinschmeißen würde. Erkenntnis einer Gefahr ist immer ein guter Weg, die Gefahr zu bannen. Denn bei all dem Spaß, denn die Arbeit an einer neuen Gesellschaft macht – die der Piraten – sollte ich nicht vergessen, dass ich tatsächlich nur ein Mensch bin (naja, ein “Eichhörnchen auf Koks” in menschlicher Gestalt eben, danke Klaus). Und finde auch Hochachtung für all die, die schön länger mit Volldampf für die Partei aktiv sind. Ihr wisst, wer ihr seid, wenn ich jetzt eine Liste schreiben würde, würde ich welche von euch vergessen.

    Mein Glück, dass mich meine Arbeit als Selbständiger in den letzten Jahren darauf vorbereitet hat, auch Mal “nein” zu sagen, auch Mal Pausen einzulegen. Denn das letzte, was ich will, ist frustriert alles hinschmeißen und die wichtigste Revolution der letzten zwanzig Jahren wegen Erschöpfung verpassen.

    Dafür sind die Piraten und ihre Ideale viel zu wichtig.

     
  • Aleks Lessmann 07:58 am 14. October 2010 permalink | Antwort  

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Industriebarone, Polizei, Beamte und Politiker die nichts können aber alles dürfen.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Sexualität wird tabuisiert und verboten, die Kirche tut, was sie will (auch mit Kindern). Doppelmoral ist an der Tagesordnung.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Unterdrückung durch die Mächtigen ist an der Tagesordnung, und die Enkelin Bismarcks labert Amok.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Die Antwort der Mächtigen auf die Rufe nach Freiheit und Demokratie sind Schlagstöcke und Repression.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Adelige und ihre Hobbys beherrschen den Politischen Diskurs.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Die Medien gehören und gehorchen den Mächtigen.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Wer nicht passt wird passend gemacht.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Vermeintlich Liberale paktieren mit der Macht, stellen es als Erfolg dar.

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten, und es wird Zeit, es zu ändern.

    [Nachtrag]:

    Ich fühle mich wie zu Bismarcks Zeiten:
    Kraniometrie wird wieder angewandt.

     
  • Aleks Lessmann 15:01 am 9. October 2010 permalink | Antwort  

    Piraten, Landsleute, Freunde,
    liebe Kämpfer für die Freiheit.

    Es rollt eine Welle der Bigotterie auf uns zu, die den Bürgern da draußen klar machen will, dass Bürgerrechte nur störende Hürden sind, die eher Probleme bereiten. Eine Konterrevolution, die die Revolution(en) der Freiheit(en) zurückdrehen will, die in den 60ern und 70ern des letzten Jahrhunderts so zurückdrehen will, wie die Neoliberale Ideologie die soziale und solidarische Revolution zurückgedreht hat.

    Mit Sendungen wie “Tatort Internet”, die Moralbarbie von Guttenberg, flankiert von Rechtsaussen Käseblatt Bild-“Zeitung” sowie diesmal vom ehemals liberalen Stern. Mit Falschaussagen aus dem BKA, die eher die eigene Unfähigkeit zu Tage bringen. Mit regelmäßigen Sticheleien, Halbwahrheiten, Lügen, unpräzise Vereinfachungen.

    Wir müssen wachsam sein, denn jetzt schon kommen die Bosbachs und Konsorten aus ihren Löchern gekrochen und wollen Vorratsdatenspeicherung sowie Zensurinfrastruktur wieder haben. Das Bundesverfassungsgericht hat ihnen ja auch eine Anleitung zur akzeptablen Beschneidung der Bürgerrechte an die Hand gegeben.

    Wir müssen extrem wachsam sein, die Aussagen gegen Zensur und gegen die Beschneidung von Bürgerrechten wieder auf die Tagesordnung setzen und um jeden Bürger einzeln kämpfen. Die Feinde der Demokratie haben wir im Frühling nur zu einem taktische Rückzug gezwungen, aber nicht zur Aufgabe.

    Wie üblich missbrauchen sie das Thema Kinder. “Denkt an die Kinder!“, “Schützt unsere Kinder” sind beliebte Floskeln, um alles niederzutrampeln, was sich ihnen in den Weg stellt. Dass Ihnen die Kinder egal sind haben wir ja in Stuttgart gesehen.

    Wie üblich tun sie so, als ob das Internet ein übler Raum wäre, in dem jeder Mann darauf wartet, kleine Mädchen zu vergewaltigen. Klingt ein bisschen wie die Kriegspropaganda vergangener Kriege. Kein Wunder, zielt sie genauso wie die Kriegspropaganda auf niedere Instinkte, auf die Abschaltung der Räson und des Diskurses. Besonders perfide die FAZ, von der ich etwas mehr Niveau erwartet hatte. Die klugen Köpfe verstecken sich wohl mittlerweile vor der FAZ.

    Dass meine ehemaligen Kollegen von RTL2 mitten im retrograden Gewühle mitmachen verwundert mich kein bisschen. Die Entscheider bei so einem Unterschichten Sender sind besonders perfide und würden ihre Oma für ein Paar Prozente Quoten verlaufen. Wenn’s sein muss in leichter Bekleidung. Moral ist nicht etwas, was ihnen in den Sinn kommt.

    Dass die einfachen Mitarbeiter da mitmachen… Jungs, Mädels, hat man euch das Rückgrat endgültig operativ entfernt? Seid ihr wirklich der Meinung, so ein Dreck gehört gesendet? Aber naja, wer schon seit Jahren “Big Brother” und “Frauentausch” sendet, der ist eh in der Gosse gelandet. Da macht ein Dreck wie “Tatort Internet” und die Gesellschaft der Bild-Kloake auch nichts mehr aus. Gelle?

    Ein Glück, dass ich rechtzeitig den Sprung aus dem Müll von RTL2 geschafft habe.

    Also: achtsam sein, jeden Schritt dieser Propaganda mit Klauen und Füßen abwehren. Die Kampagne ist abgestimmt, die Kampagne ist perfide. Sie ist so ekelhaft wie der Wunsch, die Bürgerrechte zu eliminieren, der dahinter steckt.

    Kämpft gegen sie. Jeden Millimeter des Weges. Zwingt sie in die Knie.

     
  • Aleks Lessmann 18:57 am 5. October 2010 permalink | Antwort  

    Es war ein interessanter – und wie ich meine geglückter – Versuch. Wir haben natürlich nicht die Gesellschaft der Piraten fertig definiert und können uns daran machen, sie aufzubauen. Aber ich hatte den Eindruck, Gedankenprozesse gestartet zu haben. Und das war mein Wunsch. Nun kommen Stichwortartig Notizen dazu.

    Den Anfang machte ich mit einer Aussage des immer lesenswerten Marcel-André Casasola Merkle, die Piraten würden “Größtmögliche Entfaltung des Individuums bei maximaler Chancengleichheit” suchen. Eine Aussage, die ich grundsätzlich teile, und die in der Tradition einen Jeremy Benthams steht.

    Auf der Eingangsbasis habe ich im Vortrag Konzepte aus anarchistischen und liberalen Theorien angerissen, um den Gedankengängen einen Stubs zu geben. Dabei stellte ich kurz die Gesellschaftstheorien (inklusive meiner Meinung) von: Max Stirner (Egoistischer Anarchismus), Proudhon (Kollektivistischer Anarchismus, fand weite Verbreitung im Anarcho Syndikalismus), um dann allgemein über den klassischen Liberalismus zu reden wie auch über die sozialliberalen Tendenzen des Liberalismus im letzten Jahrhundert.  Das alles in ca. 15 Minuten, ha!

    Danach kam das Angebot an die Teilnehmer, ihre Konzepte einzubringen, sich an den vorgestellten zu reiben… zu diskutieren und uns alle damit intellektuell reicher zu machen. Das sind die Notizen, die ich mir gemacht habe. Ich habe sie nummeriert, damit wir uns auf die Zahlen beziehen können, wenn wir (hoffentlich rege) darüber diskutieren:

    1. Piraten streben eine angst befreite Gesellschaft an, in der Misstrauen untereinander abgebaut wird
    2. Die Menschen sind zu dumm für Anarchie, “Anarchie ist “Störungsanfällig”, kann von anderen missbraucht werden” (Kann das nicht jede Gesellschaftsform? Die aktuelle ist von den Lobbys gekapert worden, und den großen Unternehmen)
    3. Wir sollten die “Anthropologische Konstanten” beachten, an die jede Utopie bis dato gescheitert ist, dafür ist die Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten erheblich voran gekommen.
    4. Menschen müssen mit der Freiheit klarkommen, den Menschen brauchen Grenzen und Strukturen als stützen, Strukturen sind jedoch nicht gleich Herrschaft.
    5. Die Piraten sollten überlegen, was für ein Menschenbild sie anstreben.
    6. Die Kultur der Piratenparteien hat sich Online gebildet, deren Gesellschaftsstruktur komm ohne Grenzen, ohne Hierarchien aus, unter Menschen mit hohem Bildungsgrad, siehe auch die “Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace”.
    7. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass wir es mittlerweile mit heterogenen Gesellschaften im I-Net zu tun haben.

    Vielen Dank an alle Teilnehmer für die reichhaltige Teilnahme. Ich hoffe, wir können weiter an den Konzepten arbeiten für eine Gesellschaft der Piraten.

    Sobald es ein Video der Veranstaltung gibt werde ich gerne dahin verlinken.

    Ich möchte an dieser Stelle auch auf die Notizen hinweisen, die Urbanpirate zu einer ähnlichen Veranstaltung am Tag danach im Barcamp gemacht hat.

     
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Aleks Lessmann